Die Kunst des präkolumbianischen Kolumbiens fasziniert mit ihrer Vielschichtigkeit und Symbolik. Obwohl die Werke oft ohne schriftliche Kontextinformationen überliefert sind, sprechen sie durch ihre detaillierte Gestaltung und reiche Ornamentik eine universelle Sprache der Emotionen und Mythen. Eine besonders bemerkenswerte Skulptur aus dieser Epoche ist der “Geflügelte Gott von Nemoyá”, der in den Sammlungen des Museo del Oro in Bogotá aufbewahrt wird.
Der “Geflügelte Gott” ist ein Meisterwerk der Tairona-Kultur, die im Norden Kolumbiens zwischen dem 6. und dem 17. Jahrhundert existierte. Die Figur, aus Gold gegossen, stellt einen wohlhabenden Herrscher dar, dessen Attribute auf seine göttliche Natur hindeuten. Seine Körperhaltung ist stolz und majestätisch, der Kopf hoch erhoben, die Hände in einer Geste des Gebens oder Segnens.
Doch was den “Geflügelten Gott” wirklich einzigartig macht, sind seine imposanten Flügel. Diese sind nicht wie normale Vogelflügel gestaltet, sondern erinnern eher an die Flossen eines Fisches oder die Schwingen eines Drachens. Die Flügel bedecken den Großteil der Figur und scheinen sie zu tragen, während gleichzeitig eine
Tendenz zur Bewegung erkennbar ist - als würde sich der Gott gerade vom Boden erheben.
Die Verwendung von Gold, einem Material, das in der Tairona-Kultur mit Sonne, Macht und Göttlichkeit assoziiert wurde, unterstreicht die Bedeutung des “Geflügelten Gottes” noch einmal. Die feinen Details wie die Falten in den Flügeln, das Muster auf dem Gewand des Gottes und die kunstvoll gestalteten Ohrringe zeugen von der hohen Handwerkskunst der Tairona-Schmiede.
Der religiöse Kontext dieser Skulptur ist noch Gegenstand wissenschaftlicher Debatte. Einige Experten glauben, dass sie einen Gott des Himmels oder der Sonne darstellt. Andere sehen in der Figur den Gott des Krieges oder sogar eine Mischung aus verschiedenen Gottheiten.
Die komplexen Symbole auf dem Gewand des “Geflügelten Gottes”, wie z.B. geometrische Muster und Darstellungen von Tieren, könnten Hinweise auf seine Funktion und Bedeutung liefern. Leider fehlen uns schriftliche Quellen, die uns die genaue Interpretation dieser Symbole liefern könnten.
**Dekoratives Element: Eine Tabelle mit den Symbolen auf dem Gewand des “Geflügelten Gottes”
Symbol | Mögliche Deutung |
---|---|
Geometrische Muster | Ordnung, Kosmos, Verbindung zur Natur |
Vogelköpfe | Geistwelt, Botschafter der Götter |
Schlangen | Erneuerung, Fruchtbarkeit, Heilung |
Material und Technik: Ein Blick hinter die Kulissen
Der “Geflügelte Gott” wurde durch das Wachsausschmelzverfahren hergestellt. Dabei wurde eine
modellierbare Wachsskulptur des Gottes geschaffen. Diese wurde anschließend mit Ton bedeckt. Der Ton wurde dann ausgehärtet und in einem Ofen gebrannt, wobei das Wachs schmolz und ablief. Der entstehende Hohlraum diente als Form für die
Goldguss. Das flüssige Gold wurde in die Form gegossen und erstarrt. Nach dem Abkühlen wurde der Ton entfernt und die
Goldfigur poliert und verziert.
Die Tairona-Schmiede waren Meister ihres Handwerks. Sie beherrschten
die Techniken des
Goldgusses,
des
Treibens
und
des
Gravierens. Ihre Werke zeugen von einer tiefen Kenntnis der Materialeigenschaften und einer bemerkenswerten
Kreativität.
**Der “Geflügelte Gott” - Ein Fenster in die Vergangenheit
Die Skulptur des “Geflügelten Gottes” ist nicht nur ein wunderschönes Kunstwerk, sondern auch
ein wertvolles Zeugnis für die Kultur und den Glauben der Tairona-Menschen. Sie erlaubt uns einen Einblick in eine längst vergangene Welt
und regt unsere Fantasie an, über die komplexen Mythen
und
Glaubenssysteme unserer
Vorfahren
nachzudenken.